Schluss mit angepasst
Ein musikalischer Theaterabend über Emanzipation gestern und heute


Marie d’Agoult war Geliebte von Franz Liszt, Mutter von Cosima Wagner und lebte ein selbstbestimmtes Leben jenseits gesellschaftlicher Konventionen.

Marie spielt das Spiel der adeligen Gesellschaft im 19. Jahrhundert zunächst mit und geht eine sogenannte Konvenienzehe ein, also eine aus finanziellen und gesellschaftlichen Beweggründen abgesprochene Verbindung. Sie bekommt zwei Kinder und lebt ein materiell komfortables Leben. Doch im Inneren der Gräfin Marie d’Agoult brennt ein Verlangen, das ihr diese angepasste Existenz zwischen Salons und Königshof langweilig erscheinen lässt.

Schließlich lernt sie den berühmten Pianisten Franz Liszt kennen. Er bietet Marie die Erfüllung ihrer romantischen Liebesvorstellung, die sie in ihrer Ehe vermisst. Gemeinsam brennt das Pärchen durch und kehrt damit der Pariser Gesellschaft den Rücken. Sie leben in wilder Ehe, reisen quer durch Europa und bekommen drei Kinder – unter anderem Cosima, die spätere Frau von Richard Wagner.

Liszt gibt in den wichtigen Metropolen Europas Konzerte und wird immer berühmter, avanciert quasi zum Superstar. In jeder Stadt wird er von enthusiastischen Fans empfangen, bedrängt und verfolgt – wie wir es eigentlich erst von Bands im 20. Jahrhundert kennen. Marie kann als illegitime Lebensgefährtin diese Entwicklung allerdings nur aus der Ferne verfolgen und steht den amourösen Abenteuern Liszts hilflos gegenüber.

Nach nicht mal zehn Jahren scheitert die Beziehung. Marie entscheidet sich nun für ein selbstbestimmtes, emanzipiertes Leben und weigert sich, in die Pariser Gesellschaft zurückzukehren. Sie wird Schriftstellerin und schreibt über ihr Leben mit Liszt sowie über die Rolle der Frau: „Die Mutterschaft ist nicht der einzige Beruf der Frau. Ebenso wie der Mann ist sie mit Fähigkeiten ausgestattet, die sie zu vielfachen Verrichtungen aufrufen...“

Marie d’Agoult ist eine fast vergessene, historisch aber dennoch wichtige Person. Als Geliebte von Liszt hat sie dessen Aufstieg zum Superstar unmittelbar erfahren. Sie ist aber auch zu einer der ersten Verfechterinnen der Frauenrechte geworden, auch wenn sie in der Literatur des Feminismus kaum beachtet wird. Unser Theaterstück stellt aber auch die Frage, wie viel sich seit Maries Zeit tatsächlich verändert hat und wie aktuell ihr Aufbegehren auch heute noch ist.

Wir zeigen Marie, wie sie sich von der angepassten jungen Comtesse zur Kämpferin für ein selbstbestimmtes Leben entwickelt. Ihr Leben mit Liszt ist dabei ein zentrales Ereignis. Eigens für dieses Theaterstück erstellte moderne Arrangements von Liedern Liszts, Schuberts und Schumanns begleiten die Protagonistin wie Träume, Erinnerungen oder Hoffnungen durch ihr Leben.

Schauspiel und Gesang: Heide Bertram
Text: Heiko Ostendorf
Musikarrangements: Tobias Götzinger/Heiko Ostendorf

Uraufführung am 3. Oktober 2011 (18 Uhr) im Konzertsaal der Musikhochschule Münster.

Kooperationspartner: Musikhochschule Münster

Die Münstersche Zeitung schreibt:
"In packenden Monologen rechnet Heide Bertram als Marie mit den Männern ab, sprechend und singend. Ein viel versprechender Höhepunkt des Liszt-Jahres in Münster, der am Genie-Kult um den Jubilar kratzt und die menschlichen Seiten seiner Laufbahn beleuchtet."

Die Westfälischen Nachrichten schreiben:
"Heiko Ostendorf lässt seine Darstellerin erzählen und sorgt für eine abwechslungsreiche Inszenierung, indem er sie - fern vom anstrengenden Monolog-Theater - agieren lässt."

"Vom Liebestraum zur Emanzipation"
Neue Osnabrücker Zeitung

"Mal distanziert, mal voller Leidenschaft"
Hessische Niedersächsische Allgemeine

"Im Kampf gegen Männer und Musik"
Münstersche Zeitung

"Zwischen Emanzipation und romantischer Liebe"
Münstersche Zeitung Steinfurt

"Der Ausbruch der Muse"
Münstersche Zeitung

"Gräfin verlässt Gatten für die Liebe"
Westfälische Nachrichten

"Eine Frau steht ihren Mann"
GIG

"Schauspiel mit großer Überzeugungskraft"
Billerbecker Anzeiger