Der arrogante Charme des Bankers Josef K.
Theaterstück über die Machenschaften deutscher Banken frei nach Franz Kafkas Roman "Der Proceß"

"Das schräge Potpourri aus Brechtschem Theater, Agitprop der 70er Jahre, Neuer Deutscher Welle, Comedy, Improtheater, Hardrockriffs wie Peitschenschläge und interaktiver Videokunst sorgt für eine atemlose Achterbahnfahrt zu den Abgründen menschlicher Existenz im Bannstrahl der Verlockungen des Geldes."
(Westfälische Nachrichten)

Als der Bankangestellte Josef K. am Morgen seines 30. Geburtstags aufwacht, wird er verhaftet. Doch er hat angebliche keine Ahnung, weswegen. Er irrt durch die Mühlen des Gerichts, sucht Hilfe bei einem Anwalt, einem Geistlichen, einem Maler und bei Frauen. Doch er kommt der Lösung des Rätsels nicht näher.

Soweit die Geschichte von Franz Kafkas Roman "Der Proceß" in der Kurzfassung. Doch wie liest sich die Geschichte heute - nach Bankenkrise, Staatspleiten und Wirtschaftskatastrophen, nach dem Platzen von Spekulationsblasen und unter den aufmerksamen Augen ethisch ausgerichteter Bankkunden?

Weiß ein Banker wie Josef K. - im Hier-und-Jetzt - , der keine Scheu hat, die Menschen in seinem Umfeld für seine Zwecke zu missbrauchen und Frauen auszunutzen, wirklich nicht, welche Schuld er auf sich geladen hat? Wir gehen in unserer theatralen Umsetzung des Romans diesen Fragen nach.

Wir zeigen die in Kafkas Roman latent angelegten arroganten Charakterzüge des Bankers Josef K. und konfrontieren ihn mit den Geschäftsmethoden deutscher Großbanken. Selbst die Banken, die angeblich ethisch einwandfreie Investments anpreisen, sind an der Vergrößerung der Armut in der sogenannten Dritten Welt mitschuld, finanzieren unsichere Atomkraftwerke, manipulieren Staaten und Politiker.

Gemeinsam mit dem Publikum werden wir in dem Stück über Handlungsmöglichkeiten nachdenken: Hilft eine Petition an die Hausbank? Soll ich ich die Bank wechseln? Welche Macht hat der Bankkunde, für eine bessere Welt zu sorgen?

"Der arrogante Charme des Bankers Josef K." thematisiert die dunkelsten Seiten der Finanzinstitute, geht aber über schlichte politische Aufklärung weit hinaus. Wir machen zusammen mit den Zuschauern Politik als aktive Theateraufführung, die mehr ist als Mitmachtheater. Improtheaterelemente bieten den Zuschauern Gelegenheiten sich einzubringen und sich zu beteiligen.

Wir bieten mit der Inszenierung das, was Wahlen zu sein versprechen, aber längst nicht mehr sind: Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen.

Schauspiel: Judith Suermann und Tilman Rademacher
Text und Live-Musik: Heiko Ostendorf
Kostüme: Theater Osnabrück

Uraufführung am 13. April 2012 um 20.30 Uhr im Kleinen Bühnenboden Münster

PRESSESTIMMEN:

"Das bizarre Psychogramm eines Bad-Bank-Finanzgurus zwischen aufmüpfigem Allmachtsbegehren und krasser Wirklichkeitsverzerrung, zwischen Atomstrommafia und Waffenhandel, coolem Sexprotz und gebrochener Existenz geht unter die Haut. Das schräge Potpourri aus Brechtschem Theater, Agitprop der 70er Jahre, Neuer Deutscher Welle, Comedy, Improtheater, Hardrockriffs wie Peitschenschläge und interaktiver Videokunst sorgt für eine atemlose Achterbahnfahrt zu den Abgründen menschlicher Existenz im Bannstrahl der Verlockungen des Geldes. Das Stück offenbart die Hilflosigkeit der staatlichen Behörden gegenüber den Strippenziehern des Wirtschaftssystems. Tilman Rademacher spielt Josef K. in einem gnadenlosen Parforce-Ritt, als gebe es kein Morgen mehr. Ihm zur Seite steht die famose Judith Suermann, die mal eben alle restlichen Rollen übernimmt: Sie versuchen Josef K. vergeblich von den Fallschlingen und Fehlern des Finanzsystems zu überzeugen, doch prallen sie an dessen Arroganz ab. Am Ende zeigt ein Video Josef K. mit dem Schild 'Gefangener seit 365 Tagen'. Ein Gefangener seiner eigenen Obsessionen, als Banker und als Mensch. Höchste Zeit ihm den Prozess zu machen."
Westfälische Nachrichten
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"Zwei Schauspieler schultern die Szenenwechsel mit atemberaubender Verve: Judith Suermann in wilder Jagd durch Rollen und Gezeiten und Tilman Rademacher, der vom wortkargen Schüchterling mühelos in die schizophrenen Wunderwelten eines geldgierigen Spekulanten wechselt. Kafkas Romanheld Josef K. muss sich im Original einer tödlichen Anklage stellen, die er nie versteht und die auch nie erklärt wird. Regisseur Heiko Ostendorf entdeckt an Kafkas kleinem Bankangestellten jedoch viele überhebliche Züge. Und rollt den „Prozess“ im Zeichen der Finanzkrise neu auf. Unbedingt sehenswert!"
Münstersche Zeitung
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Download der Petition der Aufführung am 13. Februar 2013 im Franz-Hitze-Haus Münster.